Ortsgemeinschaft Buldern e.V.

Tradition für Mutige

 Ostersonntag hasselt in Buldern der Osten gegen den Westen
Westen gegen Osten – so lautet das traditionelle Duell immer am Ostersonntag auf der Nottulner Straße in Buldern. Die Junggesellen treten an, um den Gewinner im „Hasseln“ zu küren.

Wobei es nicht vorrangig um den Sieg geht, sondern um den Spaß und die Tradition. Denn das Hasseln ist ein uralter germanischer Brauch. Die Teilnehmer, die sich aus der Westseite (Richtung Dülmen) und der Ostseite (Richtung Münster) des Ortes rekrutieren, müssen durchaus robust sein. Denn Hasseln bedeutet, dass eine schwere Holzscheibe mit Schwung auf die gegnerische Mannschaft zugerollt wird. Diese soll dann – so verlangt es die Regel – mit dem Fuß gestoppt werden. In der Realität prallt der Hassel dann aber schon mal gegen das Schienbein oder das Knie. Gute Polsterung ist da absolut unerlässlich, eine extra vom Veranstalter abgeschlossene Versicherung deckt eventuelle Schäden ab. Die Anwohner der Nottulner Straße jedenfalls parken ihre Autos sicherheitshalber rechtzeitig außer Reichweite des Geschehens. Und auch die Schaulustigen dürfen nicht zimperlich sein, der ein oder andere Wurf trifft dann schon mal einen Unbeteiligten. Kommt es zu Blessuren, steht das Rote Kreuz parat.

Wann ein Spiel endet, indem die eine Seite die andere weit genug zurückdrängt, kann nicht vorhergesagt werden. „Das wahrscheinlich kürzeste Hasseln erlebte Buldern im Jahr 1982. Nach nicht einmal zehn Minuten hatte sich der Kampf zugunsten der Ostseite entschieden“, erinnert sich Udo Schulte ter Hardt, Vorsitzender der Ortsgemeinschaft. Denkwürdig auch das Hasseln nur ein Jahr später – satte 95 Minuten dauerte das Ringen, dass dem Event auch den Beinamen „Marathon-Hasseln“ einbrachte. Dem Verlierer kommt im Übrigen die Ehre zu, am Vorabend des Events die Buschen für das Hasseln einzusammeln. In diesem Jahr hat das die Westseite erledigt, der Osten hatte den letzten Kampf vor Corona für sich entscheiden können.

„Es ist so wichtig, dass das Osterhasseln nicht stirbt“, betont auch Reinhard Homann, der seit vielen Jahren für die Durchführung zuständig ist. Etwas Sorge habe er gehabt, dass sich nach der Zwangspause nicht genug Junggesellen finden. „Viele sind ja auch weggeheiratet worden“, so Homann. Die Sorge war aber unberechtigt, es haben sich wieder genug mutige Freiwillige gefunden.

Dass der Brauch germanisch ist, da sind sich die Organisatoren sicher. Das Rollen des Hassels als Sinnbild der Sonnenscheibe soll den Kampf des Frühlings gegen die Mächte des Winters symbolisieren. Wie lange es das Hasseln in Buldern gibt, liegt aber im Dunkeln. Sicher ist, dass bis 1959 noch die Weseler Straße Ort des Geschehens war. Eher ungünstig auf der Hauptverkehrsader des Dorfes, kam es doch zu Wartezeiten für die Autofahrer und der ein oder anderen Reiberei mit den Ordnungshütern. So kam es, dass das Hasseln 1960 polizeilich verboten wurde, der Hassel wurde einkassiert. Die Junggesellen ließen sich aber nicht beirren, organisierten eine neue Scheibe und verlegten die Auseinandersetzung auf die ruhigere Bahnhofsstraße.

In den sechziger Jahren kam der Brauch dann doch zum Erliegen, bevor er 1977 durch den Bulderner Bürgerstammtisch der Ortsgemeinschaft wiederbelebt wurde.

Am morgigen Ostersonntag stehen sich pünktlich um 15.30 Uhr wieder beide Seiten gegenüber, um den neuen Sieger zu küren.