Hasseln
Das Osterhasseln in Buldern / Ein alter germanischer Brauch
Im Anschluss an die österliche Festandacht am Ostersonntag, pünktlich um 15.30 Uhr, wird in Buldern das traditionelle „Osterhasseln“ eröffnet.
Zwei Mannschaften, „Ost“ und „West“, kämpfen gegeneinander. Ihre Aufgabe ist es, eine große, runde Sperrholzscheibe, den „Hassel“, über eine vorher festgelegte Linienmarkierung zu treiben und den Gegner zurückzudrängen.
Austragungsort heute ist die Nottulner Straße in Buldern, im Bereich der Clemensstraße und der Daruper Straße als festgelegte Grenzen. Die Teilnehmer setzen sich aus den Junggesellen der Bulderner Westseite (Richtung Dülmen) und der Ostseite (Richtung Münster) zusammen, wobei der Krumme Timpen die Grenze bildet.
Von den Spielern wird eine gewissen Robustheit erwartet, denn das Hasseln ist nicht ganz ungefährlich. Wenn die harte Holzscheibe mit mächtigem Schwung auf die gegnerische Mannschaft zurollt, dürfen die jungen Akteure nicht zimperlich sein und müssen die Schreibe mit dem Fuß stoppen, so bestimmt es die Regel. Aber oft genug knallt der Hassel mit Wucht gegen Schienbein oder Knöchel, was selten ohne blaue Flecken abgeht.
Auch die zahlreichen Schaulustigen, die sich zu beiden Seiten des Kampfplatzes eingefunden haben, um das Spiel hautnah mitzuerleben, und jeweils ihr Team anfeuern, leben gefährlich, denn gelegentlich gerät der Hassel auf die falsche Bahn und tritt mit den Zuschauern in schmerzlichen Kontakt. Das „Rote Kreuz“ ist bei immer zur Stelle und sorgt bei Bedarf für ambulante Behandlung. Für eventuell auftretende Schäden kommt eine extra abgeschlossene Versicherung auf. Die Anwohner der Nottulner Straße parken ihre Autos vor Spielbeginn sicherheitshalber außer Reichweite des Hassels.
Wann das Osterhasseln in Buldern entstanden ist, lässt sich nicht nachweisen. Mitglieder des Bulderner Bürgerstammtisches sagen ihm eine mehrere jahrhunderte lange Tradition nach und führen den Brauch auf eine altgermanische Sitte zurück.
So Soll das Spiel mit dem Hassel den Kampf des Frühlings gegen die Mächte des Winters symbolisieren, wobei der Hassel die Sonnenscheibe versinnbildlicht.
Die Dauer eins Spiels ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Das wahrscheinlich kürzeste Hasseln erlebte Buldern im Jahre 1982. Nach nicht einmal zehn Minuten hatte sich der Kampf mit der Scheibe zugunsten der „Ostseite“ entschieden. Sie durfte den begehrten Wanderpokal in Empfang nehmen. Ein Jahr späte sorgten die beiden Teams für 95 Minuten Spannung, und wieder warf es die Ostseite, die das Spiel für sich entscheiden konnte. Die Ortspresse sprach am nächsten Tag von einem „Marathon-Hasseln“.
Der errungene Sieg wird am Abend mit reichlich Alkohol gefeiert, wobei die Verlierer nicht abseits stehen. Sie müssen im nächsten Jahr die Buschen für das Osterfeuer einsammeln.
Das Abholen der Buschen für das Osterfeuer durch die Verlierer wurde 1980 wieder aktiviert.
Historie:
Bis zum Jahre 1959 war die Weseler Straße noch Schauplatz des Geschehens. Verkehrsbehinderungen ließen sich nicht vermeiden. Gelegentlich kam es auch zu Reibereien mit den Ordnungshüten. „Ende der fünfziger Jahre solle es auch vorgekommen sein, dass ein Autofahrer auf der B 51 wegen der langen Wartezeit recht ungeduldig wurde, so dass ihn die Wettkämpfer mitsamt seinem Auto kurzerhand von der Straße entfernten.“
Daraufhin wurde das Hasseln 1960 untersagt und polizeilich verboten. Die Bulderner Junggesellen ließen sich ihren altgewohnten Brauch nicht so einfach nehmen. Der damalige Gesetzeshüter nahm den Kämpfern den Hassel weg. Diese bastelten kurzerhand neue Scheiben und setzten ihr Spiel fort. Nahm nun der Polizist den Hassel weg, wurde mit einem anderen weiter gekämpft. Die Jugendlichen wurden festgenommen, kamen aber mit einer Verwarnung davon. Das Hasseln selbst wurde wieder genehmigt und als Austragungsort die ruhige Bahnhofstraße (heute Nottulner Straße) bestimmt.
Mitte der sechziger Jahre kam der Brauch dann doch zum Erliegen. 1977 machte sich der „Bulderner Bürgerstammtisch“ mit der Ortsgemeinschaft Buldern e.V. an die Arbeit, altes Brauchtum wieder zu beleben. Zu Ostern desselben Jahres rollte der Hassel wieder in Buldern, von nun an in der weniger belebten Nottulner Straße.