Aus der Serie: Was macht eigentlich ....?
Buldern (pah). Was macht eigentlich die Hassel, wenn am Ostersonntag in Buldern gar nicht gehasselt wird. Nun, die Frage und den Text könnte man schnell beenden. Sie wird erst gar nicht gebaut. Denn die Holzscheibe mit knapp 30 Zentimeter Durchmesser ist eine Spezialanfertigung. Rund vier bis fünf Zentimeter dick, verleimt aus mehreren Schichten für eine bessere Haltbarkeit. Darauf wird das Bulderner Wappen gemalt und die Jahreszahl.
Zum zweiten Mal in Folge sorgt die Corona-Pandemie für eine Absage des Bulderner Osterbaruches. Es ist also an der Zeit, einmal auf das Leben der berühmtesten Holzscheibe Bulderns zu schauen.
Für rund eine Stunde seht sie am Ostersonntag im Mittelpunkt und wird mit viel Schwung über die Nottulner Straße gerollt und regelmäßig per Fuß, manchmal mit dem Bein, in Ausnahmen auch mit anderen Körperteilen gestoppt. Oft schmerzhaft, im Einzelfall blutig. Einen langen Weg darf sie nur selten zurücklegen. So an einem Stück von der Ecke Widostraße bis zur Clemensstraße würde sie mit dem richtigen Schub wohl schaffen. Von ihrem Heimatortsteil bekommt sie recht wenig zu sehen.
Dabei rollt die Hassel nicht immer ganz gerade, kommt auch schon mal vom Weg ab und landet in Vorgärten, beschädigt einen Blumentopf oder eine Mauer. Während ihrer Reise verliert die Hassel langsam ihre Form, immer wieder springen Holzsplitter ab. Gerne auch mal in die Finger der Werfer.
Nach einer Stunde ist der Ruhm für die Hassel vorbei. Dann kommt sie noch mit auf das Siegerfoto. Und danach? Manchmal wird sie zu einem Erinnungsstück. Hat ein Bulderner Junggeselle nach vielen Jahren zum letzten Mal beim Hasseln „die Knochen hingehalten“, wird die Hassel von allen Spielern unterschrieben und an den verdienten Junggesellen übergeben.
Manche Hassel schafft es aber nicht einmal so weit, ist schon weit vor der Stundenmarke kaputt. Dafür gibt es ein Ersatzexemplar. Wird dieses nicht gebraucht, wird die Hassel ein Jahr lang eingelagert. Oder länger, wie aktuell. 2022 ist die Holzscheibe dann hoffentlich wieder unterwegs.